Open Banking in Deutschland: Wie Bank-APIs Finanzdienstleistungen neu erfinden

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Die deutsche Finanzlandschaft befindet sich im Wandel. Lange Zeit waren Banken die alleinigen Hüter unserer Finanzdaten, ein abgeschlossenes System, das nur über persönliche Beratung oder starre Online-Portale zugänglich war.

Doch diese Ära geht zu Ende. Dank Open Banking entwickelt sich das starre Banken-Monopol zu einem dynamischen, vernetzten Ökosystem, in dem neue Anbieter und innovative Dienstleistungen entstehen.

Dieser Wandel wird von einer zentralen Technologie vorangetrieben: Banking APIs.

Diese technologischen Schnittstellen, deren Einsatz durch die europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 zur Pflicht gemacht wurde, ermöglichen einen sicheren Datenaustausch und ebnen den Weg für eine neue Ära der Finanzdienstleistungen.

In diesem Artikel erklären wir, was Open Banking in Deutschland bedeutet, wie es durch APIs funktioniert und wie es die Art und Weise, wie wir unsere Finanzen verwalten und Kredite aufnehmen, revolutioniert.

Was ist Open Banking und wie hat es in Deutschland begonnen?

Das Prinzip von Open Banking ist einfach, seine Auswirkungen sind jedoch tiefgreifend.

Das Ende des Banken-Monopols

Open Banking bezeichnet die Praxis, mit der Kunden ihre Finanzdaten sicher mit Drittanbietern teilen können. Dies geschieht in der Regel über spezielle Anwendungen und mit der ausdrücklichen Zustimmung des Kunden. Anstatt nur die eigene Bank zu nutzen, kann man nun Dienstleister von außerhalb beauftragen, die auf diese Daten zugreifen, um innovative Dienste anzubieten. Es geht darum, die Macht über die eigenen Finanzdaten vom alleinigen Bankinstitut auf den Verbraucher zu übertragen.

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Die rechtliche Grundlage: PSD2

Die Einführung von Open Banking in Deutschland ist keine freiwillige Initiative der Banken. Sie wurde durch die europäische Payment Services Directive 2 (kurz PSD2) gesetzlich vorgeschrieben. Diese Richtlinie trat in Deutschland im Januar 2018 in Kraft und verfolgt drei Hauptziele:

Förderung von Wettbewerb und Innovation: Neue Finanzdienstleister (Fintechs) sollen faire Chancen erhalten, innovative Produkte anzubieten;

Verbesserter Verbraucherschutz: Die Sicherheit im Zahlungsverkehr soll durch strengere Authentifizierungsverfahren (z.B. Zwei-Faktor-Authentifizierung) erhöht werden;

Stärkung des EU-Binnenmarktes: Die Richtlinie soll einen einheitlichen Rahmen für den europäischen Zahlungsverkehr schaffen.

PSD2 verpflichtete Banken dazu, sichere Schnittstellen für den Datenaustausch zu schaffen, was die technologische Basis für Open Banking darstellt.

Die treibende Technologie: Banking APIs

Das Herzstück von Open Banking sind APIs – kurz für Application Programming Interfaces.

Ohne diese technologischen Schnittstellen wäre der sichere Datenaustausch zwischen Banken und Drittanbietern unmöglich.

Was sind APIs?

Stellen Sie sich eine API wie einen Kellner in einem Restaurant vor. Ein Kunde (der Drittanbieter) gibt dem Kellner eine Bestellung (eine Datenanfrage). Der Kellner (die API) geht in die Küche (die Bankdatenbank), holt die bestellte Mahlzeit (die angeforderten Daten) und bringt sie dem Kunden. Der Kellner hat dabei strikte Regeln, was er bestellen darf und was nicht. Er gibt keine Einblicke in die Funktionsweise der Küche, sondern dient nur als sicherer Vermittler.

Eine Banking-API ist also ein Satz von Regeln und Protokollen, die es verschiedenen Softwaresystemen ermöglichen, sicher miteinander zu kommunizieren.

Wie Banking-APIs funktionieren

Der Prozess des Datenaustauschs ist streng reguliert und basiert immer auf der Zustimmung des Kunden:

Einwilligung des Kunden: Ein Kunde möchte eine App eines Drittanbieters (z.B. eine Budget-App) nutzen. Er gibt in der App die Einwilligung, dass diese auf seine Kontodaten zugreifen darf.

Authentifizierung: Der Kunde wird von seiner Bank identifiziert und autorisiert den Zugriff über eine sichere Methode (z.B. Zwei-Faktor-Authentifizierung).

Datenaustausch über die API: Der Drittanbieter sendet eine Anfrage an die API der Bank. Die API leitet die Anfrage weiter, holt die gewünschten Daten (z.B. Kontoauszüge der letzten 90 Tage) und sendet sie verschlüsselt an den Drittanbieter.

Durch dieses System behält der Kunde stets die Kontrolle über seine Daten und kann die Einwilligung jederzeit widerrufen.

Open Banking in der Praxis: Neue Finanzdienstleistungen in Deutschland

Dank PSD2 und den APIs sind in Deutschland zahlreiche innovative Finanzdienstleistungen entstanden, die das Leben der Verbraucher erleichtern.

Personalisierte Finanzmanagement-Apps

Eine der offensichtlichsten Anwendungen sind Finanzmanagement-Apps. Diese Apps können sich mit all Ihren Bankkonten verbinden und die Daten in einer einzigen, übersichtlichen Oberfläche darstellen. Funktionen wie die automatische Kategorisierung von Ausgaben, die Erstellung von Sparzielen oder die Analyse von Einnahmen und Ausgaben sind nun möglich, da die App auf alle relevanten Daten zugreifen kann. Anbieter wie Finanzguru oder Outbank sind prominente Beispiele für solche Dienste.

Einfachere und schnellere Zahlungsdienste

PSD2 hat auch sogenannte Zahlungsauslösedienste (PISPs) ermöglicht. Diese Dienstleister können im Auftrag des Kunden eine Überweisung direkt vom Bankkonto auslösen, ohne dass der Kunde die Bank-App oder das Online-Banking-Portal nutzen muss. Dies kann den Bezahlvorgang im Online-Handel beschleunigen und stellt eine Alternative zu Kreditkarten und anderen Zahlungsanbietern dar.

Effiziente Kontoinformationsdienste

Kontoinformationsdienste (AISPs) sind Drittanbieter, die alle Kontoinformationen des Kunden (von verschiedenen Banken) in einer Anwendung zusammenführen. Dies ist besonders nützlich für die Budgetplanung, da man einen umfassenden Überblick über seine gesamten Finanzen erhält, ohne sich bei verschiedenen Banken einloggen zu müssen.

Die Revolution der Kreditvergabe und Bonitätsprüfung

Einer der Bereiche, in dem Open Banking das größte Potenzial zur Veränderung hat, ist die Kreditvergabe.

Vom statischen zum dynamischen Kredit-Scoring

Bisher basierte die Bonitätsprüfung oft auf statischen Daten wie SCHUFA-Auskünften oder den letzten Gehaltsabrechnungen. Open Banking ermöglicht es Kreditgebern, mit Einwilligung des Kunden einen Blick auf die tatsächlichen Transaktionsdaten der letzten Monate zu werfen. Dies liefert ein viel genaueres und dynamischeres Bild von der finanziellen Situation des Antragstellers, inklusive regelmäßigem Einkommen, monatlichen Ausgaben und Sparverhalten.

Bessere Konditionen durch Daten

Ein Kreditgeber kann nun besser einschätzen, wie hoch das Ausfallrisiko ist. Dies kann sich für den Kunden positiv auswirken. Ein Freiberufler mit unregelmäßigem, aber insgesamt gutem Einkommen, der früher wegen fehlender statischer Sicherheiten abgelehnt wurde, hat nun eine höhere Chance auf einen Kredit. Die transparente Einsicht in die Finanzen ermöglicht die Vergabe von personalisierten Zinssätzen und passgenaueren Kreditangeboten.

Vereinfachter Kreditantragsprozess

Der Prozess der Kreditaufnahme wird durch Open Banking erheblich vereinfacht. Statt Kontoauszüge manuell hochzuladen oder Gehaltsabrechnungen einzuscannen, kann der Kunde dem Kreditgeber einen sicheren, temporären Zugriff auf seine Kontodaten gewähren. Dies beschleunigt die Bearbeitung des Antrags und ermöglicht eine Zusage oft innerhalb weniger Minuten.

Chancen und Risiken für den Verbraucher

Open Banking bietet enorme Chancen, birgt aber auch Risiken, die man kennen sollte.

Die Chancen

Mehr Kontrolle: Der Kunde entscheidet, welche Daten er mit wem teilt.

Bessere Angebote: Der Wettbewerb zwischen Banken und Fintechs führt zu innovativeren und günstigeren Dienstleistungen.

Personalisierung: Die Angebote sind maßgeschneiderter auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden.

Die Risiken

Datenschutz: Das größte Risiko liegt in der Frage, wem man seine Daten anvertraut. Es ist entscheidend, nur seriösen und lizenzierten Anbietern seine Einwilligung zu erteilen.

Sicherheit: Obwohl PSD2 hohe Sicherheitsstandards vorschreibt, können Datenlecks bei Drittanbietern nie ganz ausgeschlossen werden.

Komplexität: Das neue Ökosystem kann für manche Verbraucher unübersichtlich sein. Es bedarf einer gewissen Aufklärung.


Open Banking ist weit mehr als nur ein technischer Trend – es ist ein fundamentaler Wandel in der deutschen Finanzwelt, der durch PSD2 gesetzlich untermauert und durch APIs ermöglicht wird.

Es fördert den Wettbewerb, treibt die Innovation voran und stellt den Verbraucher in den Mittelpunkt.

Insbesondere im Bereich der Kreditvergabe eröffnet es neue Möglichkeiten für die Bonitätsprüfung und führt zu maßgeschneiderten, faireren Kreditangeboten.

Die Zukunft des Bankings in Deutschland wird vernetzter, transparenter und persönlicher sein.

Doch mit dieser neuen Macht kommt auch eine neue Verantwortung für den Verbraucher, der seine Einwilligungen bewusst und sorgfältig verwalten muss, um die volle Kontrolle über seine Finanzen zu behalten.

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