ESG-Investments am deutschen Aktienmarkt: Analyse und Kriterien für nachhaltige Fonds

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Die Welt der Geldanlage befindet sich im Umbruch. Früher stand allein die Rendite im Fokus der Investitionsentscheidung.

Heute fragen sich immer mehr Anleger, ob ihr Kapital nicht nur Gewinne erwirtschaften, sondern auch einen positiven Beitrag leisten soll.

Diese Entwicklung hat den Begriff ESG in den Mittelpunkt des modernen Investierens gerückt.

ESG-Investitionen sind in Deutschland auf dem Vormarsch und bieten Anlegern die Möglichkeit, ihre finanziellen Ziele mit ihren ethischen und ökologischen Werten zu verbinden.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Kürzel, und wie navigiert man durch die wachsende Vielfalt an nachhaltigen Fonds am deutschen Aktienmarkt?

Dieser Artikel liefert Ihnen eine fundierte Analyse und praktische Kriterien, die Ihnen bei der Auswahl der richtigen nachhaltigen Fonds helfen.

Was bedeutet ESG und warum ist es so wichtig?

ESG ist ein Akronym, das für drei zentrale Säulen der Nachhaltigkeit steht.

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Die drei Säulen von ESG

E wie Umwelt (Environmental): Dieser Aspekt beleuchtet, wie ein Unternehmen mit natürlichen Ressourcen umgeht und welche Auswirkungen es auf die Umwelt hat. Dazu gehören Faktoren wie Klimawandel, CO2-Emissionen, Energieeffizienz, Wassermanagement und Abfallentsorgung.

S wie Soziales (Social): Die soziale Säule befasst sich mit den Beziehungen eines Unternehmens zu seinen Mitarbeitern, Zulieferern, Kunden und der Gemeinschaft. Wichtige Kriterien sind hierbei Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Arbeitssicherheit, Diversität, Geschlechtergleichheit und Kundenzufriedenheit.

G wie Unternehmensführung (Governance): Dieser Teil beurteilt die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird. Dazu zählen die Zusammensetzung des Aufsichtsrats, die Unabhängigkeit der Vorstände, die Transparenz der Berichterstattung, Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung und die Einhaltung ethischer Grundsätze.

Mehr als nur Gewissen: ESG als Renditetreiber

Nachhaltiges Investieren ist längst keine Nische für Idealisten mehr. Studien zeigen, dass Unternehmen mit starken ESG-Profilen oft finanziell besser abschneiden.

Sie sind in der Regel besser geführt, widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks und weniger anfällig für rechtliche oder regulatorische Risiken.

Eine gute Unternehmensführung und ein verantwortungsvoller Umgang mit Umwelt- und Sozialthemen können somit langfristig zu einer höheren Rendite führen.

Der Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ist zudem ein starker langfristiger Wachstumstreiber, da Unternehmen, die sich auf grüne Technologien oder soziale Innovationen konzentrieren, von den Megatrends der Zukunft profitieren.

ESG-Investments am deutschen Aktienmarkt: So finden Sie die richtigen Fonds

Der deutsche Finanzmarkt bietet eine Fülle von Möglichkeiten für nachhaltige Investments. Der erste Schritt ist, die verschiedenen Arten von Fonds zu verstehen.

Die verschiedenen Arten von nachhaltigen Fonds

Nachhaltige ETFs (Exchange-Traded Funds): Diese passiv verwalteten Fonds sind bei Privatanlegern besonders beliebt. Sie bilden einen nachhaltigen Index nach (z.B. den DAX 50 ESG) und bieten eine breite Streuung zu geringen Kosten. Sie sind eine einfache und kosteneffiziente Möglichkeit, in eine Vielzahl nachhaltiger Unternehmen zu investieren.

Aktive ESG-Fonds: Diese Fonds werden von einem Fondsmanager betreut, der aktiv Unternehmen nach ihren ESG-Kriterien auswählt. Aktive Fonds haben das Potenzial, eine höhere Rendite zu erzielen, da der Manager flexibler agieren kann. Dies geht jedoch oft mit höheren Verwaltungsgebühren (der Total Expense Ratio oder TER) einher.

Impact Investing-Fonds: Diese Fonds gehen einen Schritt weiter als klassische ESG-Fonds. Sie investieren gezielt in Unternehmen oder Projekte, die einen positiven, messbaren sozialen oder ökologischen Effekt erzielen wollen.

Wichtige Indizes als Wegweiser

Ein guter Startpunkt ist, sich an bekannten nachhaltigen Indizes zu orientieren, die als Benchmark für viele Fonds dienen:

DAX 50 ESG: Dieser Index listet die 50 größten deutschen Unternehmen, die die besten ESG-Bewertungen aufweisen, basierend auf dem ESG-Scoring von MSCI.

MSCI World SRI: Der MSCI World Socially Responsible Investing Index ist ein globaler Benchmark, der nur Unternehmen einschließt, die strenge ESG-Kriterien erfüllen. Viele in Deutschland angebotene ETFs beziehen sich auf diesen Index.

FTS​E4Good: Eine weitere global anerkannte Indexfamilie, die nach hohen ESG-Standards filtert.

Kriterien zur Auswahl von ESG-Fonds: Was Sie prüfen müssen

Nicht überall, wo nachhaltig draufsteht, ist auch wirklich Nachhaltigkeit drin. Um das sogenannte „Greenwashing“ zu vermeiden, ist eine kritische Prüfung unerlässlich.

Die Anlagestrategie des Fonds

Schauen Sie genau in den Fondsprospekt oder auf die Website des Anbieters, um die Strategie zu verstehen:

Ausschlusskriterien: Welche Branchen oder Unternehmen werden kategorisch ausgeschlossen? Ein Beispiel wäre der Ausschluss von Unternehmen, die im Bereich der fossilen Brennstoffe, der Rüstung, des Tabaks oder der Atomkraft tätig sind. Dies ist der grundlegendste Ansatz und oft der einfachste Weg, die Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

Best-in-Class-Ansatz: Der Fonds wählt die nachhaltigsten Unternehmen innerhalb jeder Branche aus. Das bedeutet, dass er auch in Branchen wie der Ölindustrie investieren könnte, solange die dort ausgewählten Unternehmen als die „nachhaltigsten“ gelten. Dieser Ansatz ist oft umstritten, da er auch in umweltschädliche Branchen investiert, jedoch soll er diese Unternehmen dazu anregen, sich zu verbessern.

Positiv-Screening: Der Fonds sucht aktiv nach Unternehmen, die nachweislich einen positiven Beitrag leisten (z.B. durch Technologien für erneuerbare Energien).

Die ESG-Ratings und das Screening

Achten Sie darauf, welche Rating-Agenturen der Fonds zur Bewertung der Unternehmen heranzieht (z.B. MSCI, Sustainalytics, ISS ESG). Diese Agenturen bewerten Unternehmen anhand von Hunderten von ESG-Kriterien. Die Qualität der Bewertung ist entscheidend für die tatsächliche Nachhaltigkeit des Fonds. Ein transparenter Fonds wird diese Informationen offenlegen. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn ein Fonds mit dem Begriff „nachhaltig“ wirbt, aber keine klaren Kriterien für das Screening der Unternehmen angibt. Die EU hat mit der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) zudem einen regulatorischen Rahmen geschaffen, der Fondsanbieter verpflichtet, ihre Produkte in die Kategorien Artikel 6, 8 und 9 einzuteilen, was für eine bessere Transparenz sorgen soll.

Transparenz und Reporting

Ein vertrauenswürdiger ESG-Fonds sollte regelmäßig und transparent berichten. Prüfen Sie, ob der Fonds einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht, der detailliert aufzeigt, welche Kriterien angewendet werden und welche Fortschritte erzielt wurden. Ein transparenter Bericht gibt Aufschluss darüber, ob der Fonds seine Versprechen auch tatsächlich einhält.

Die Kosten: TER (Total Expense Ratio)

Wie bei jeder Geldanlage sind die Kosten ein wichtiger Faktor. Die Gesamtkostenquote (TER) gibt an, wie viel Prozent des Anlagekapitals pro Jahr für die Verwaltung des Fonds anfallen. Nachhaltige Fonds können aufgrund des aufwändigeren Researchs eine leicht höhere TER haben. Vergleichen Sie die Kosten sorgfältig und stellen Sie sicher, dass sie in einem angemessenen Verhältnis zur Anlagestrategie stehen.


Nachhaltiges Investieren ist am deutschen Aktienmarkt zu einer etablierten und zukunftsweisenden Strategie geworden.

ESG-Anlagen bieten die Chance, finanzielle Rendite und persönliche Werte in Einklang zu bringen.

Der Weg zu einem nachhaltigen Portfolio beginnt mit einer bewussten Entscheidung und einer kritischen Auseinandersetzung mit den verfügbaren Fonds.

Indem Sie die Anlagestrategie, die zugrunde liegenden Kriterien und die Kosten sorgfältig prüfen, können Sie Greenwashing vermeiden und in Fonds investieren, die wirklich einen Unterschied machen.

So wird Geldanlage nicht nur zu einem Mittel, um Vermögen aufzubauen, sondern auch, um eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten.

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